Klangmöbel nachhaltig in den Alltag integrieren
Klangmöbel wie Klangwiege oder Klangstuhl begeistern und überzeugen durch ihre positive Wirkung. Gerne werden sie in Einrichtungen angeschaft, doch manchmal geraten sie danach in Vergessenheit und werden weniger genutzt. Wie kann ich den Einsatz der Instrumente in den Alltag integrieren und nachhaltig nutzen?
Sich selber auf die Sprünge helfen … für werdende Praktikerinnen und Praktiker von Klangbehandlungen
Wer kennt das nicht?
Du kaufst dir etwas Schönes und nach kurzer Zeit steht es unbeachtet in der Ecke. So ist es auch beim Kauf von Instrumenten und Sounderzeugern. Der Klang und Wirkung begeistert zunächst überwältigend , jedoch nach kurzer Zeit werden sie nur selten gespielt oder werden gar nicht mehr zum Erklingen gebracht.
Um so tragischer, wenn so ein gutes und teures Stück, wie z.B. ein Klangstuhl oder eine Klangwiege in Institutionen selten oder nur von wenigen Mitarbeiter/-innen, meist nur von einer einzigen musiktherapeutisch begabten Person im Team von Schulen, Kindergärten, Krankenhausstationen, Wellnessbereichen, Relax-Räumen in Firmen oder in medizinischen Praxen regelmäßig eingesetzt wird. Dabei könnte die Behandlung der Patient:innen, Bewohner:innen, Kinder und Klient:innen außerordentlich gut Schmerzen lindern, Ängste reduzieren, Wohlbefinden und Entspannung verursachen und zu einem positiveren Lebensgefühl beitragen.
Das können wir doch gerade mehr als je zuvor gebrauchen!
Eigentlich schade für die, denen die Klangbehandlung zu Gute kommen könnte und auch für die Behandler:innen, denen der nerven-, herz- und atemberuhigende Klang auch gut täte. Ich fragte mich also: Was verhindert es denn mir selbst gut zu tun?
Und warum strengen wir uns so sehr an, aber genießen so wenig die Arbeit?
Dem müsste man mal auf die Spur kommen, dachte ich, als ich einem Team von Lehrer/-innen in einer Schule für Körperbehinderte in Nordhessen im März diesen Jahres eine Fortbildung für die Resonanzakademie Allton aus Bad Zwesten geben sollte.
Das Anliegen der Schulleiterin war schon mal ganz klar formuliert: „Ich habe fast das gesamte Budget eines Geschäftsjahres für dieses teure Instrument ausgegeben und will, dass es zur Behandlung der schwerst mehrfach behinderten Schüler:innen zur Anwendung kommt.“ So etwas oder Ähnliches hatte ich schon mehrfach auch in anderen Einrichtungen gehört, deshalb fragte ich mich ernsthaft:
Welche Hürden sind zu überspringen, die es verhindern mit den Klanginstrumenten zu arbeiten? Wie kann man sich selbst auf die Sprünge helfen?
Das ist gar nicht so anstrengend, im Gegenteil. Gemeinsam mit den 7 Lehrer:innen konnten an einem Nachmittag 3 Hindernisse ohne größere kriminalistische Anstrengungen heraus gefunden und ein entspannter Anfang gemacht werden, um diese zu überwinden:
1. Hürde – Begeisterung für Musik echt erleben
Jeder Mensch liebt Musik und ist von der Art, die er besonders mag begeistert.
Be-geistert wortwörtlich vom Geist der Musik, der im Geistigen liegt und in der Ruhe und Stille wahrnehmbar ist. Während Meditationen oder in der Natur mit den leisen Nuancen von Geräuschen und Klängen ist er manchmal erlebbar. Da ist Musik, nur im Augenblick, nicht festzuhalten und schon wieder verklungen.
In der Stille der Meditation oder in der Natur hörst du vielleicht authentische Antworten auf deine Fragen, um hinter die Geheimnisse der Musik, und dem was du selbst bist, zu kommen. Nach und nach wirst du immer mehr an dir erkennen und verstehen und dir selbst mit Musik auf die Sprünge helfen können.
Also runter vom Sofa und rein in die Musik. Das macht wach, hebt die Stimmung und schärft deine Wahrnehmung. Jede Wahrnehmung, die du hast, ist dabei wahr. Du entscheidest, ob du sie nehmen möchtest, annehmen und in dir integrieren willst. Was du nimmst, also dann hast, steht dir somit zum Geben zur Verfügung. Dann wird deine Wahrnehmung sich verwandeln zur Wahr-gebung. Dein Geben, z.B. bei den Klangbehandlungen, wird dir selbst etwas geben, deinen Klient:innen helfen – und die Chef:in, die das Geld für das Teil ausgegeben hat, ist auch zufrieden, wenn damit gearbeitet wird.
Damit deine Begeisterung für die Musik- und Klangarbeit anhält und nicht so schnell verebbt, braucht es die regelmäßige Auffrischung der Begeisterung am eigenen Leib und in echter Begegnung durch Selbsterfahrung.
2. Hürde – Selbsterfahrung im geschützten Rahmen
Das, was du anwenden sollst, musst du selbst erfahren haben, möglichst so oft, dass du selbst motiviert, erfüllt und begeistert davon bist. Du kannst nur weitergeben, was du selbst bekommen hast und wobei du dich selbst wohl fühlst.Darum spiele zunächst ein paar Minuten für dich, um dich selbst am Geist der Musik zu nähren.
Wir müssen selbst satt sein. Da unser Alltag oder unsere eigene Biografie auch Mangelgeschichten schreibt, ist es besonders wertvoll, dass Klangarbeit die wunderbare Eigenschaft hat dich „nachzunähren“ (sagt man im Therapeutenjargon). Gib dir selbst und verschenke den Überfluss. Aus dem Mangel heraus geben zu müssen, brennt dich aus, macht dich zum Opfer der Einbahnstraße deines Gebens. Deine Schalen müssen gefüllt sein.
Wie heißt es in einem Evergreen: „…doch ich verschenk mein Herz nur dann, wenn ich in Stimmung bin“. Bring dich selbst in Stimmung und Schwingung, in der du dich authentisch erlebst und empfindest. Das bedeutet nicht, dass du dich perfekt fühlen musst und super drauf und „alles kein Problem“ sein muss. Sei wahrhaftig. Erkenne dich an, so wie du bist, so wie es ist und was ist. In dieser Augenblicks-Bewusstheit kannst du dich selbst viel besser reflektieren und findest sogar aus deiner, vielleicht nicht so guten Befindlichkeit heraus, die dir gerade das Geben erschwert.
Zur Selbsterfahrung gehört es auch, sich selbst in seiner Verletzlichkeit und Verletztheit zu begegnen. Dabei ist es hilfreich, die von mir ausgedachte 4-G-Regel zu beachten.
Die 4 G-Regeln:
G-esehen werden
G-ehört werden
G-eliebt sein
G-ewollt sein
Eine der größten Hürden in uns selbst, die es zu überspringen gilt, ist doch, dass in unserer Kindheit die 4 G´s nicht oder nicht ausreichend erfüllt wurden.
Wer wurde von seinem nahen frühkindlichen Umfeld wirklich in seiner eigenen individuellen Begabung gesehen? Damit es uns besser geht als der Kriegs- und Nachkriegsgeneration wurden Ansprüche, die von den Eltern nicht gelebt werden konnten, projiziert und „gut gemeint“ schlitterte so manche:r vom Mangel in die Wohlstandsverelendung, die Anpassung oder Rollenkonformität.
Wer wurde gehört? Es war lange noch Mode die Kinder schreien zu lassen, weil das angeblich die Lungen stärke. Dass es die kindliche Seele verletzt, Todesangst und tiefgreifende Verlassenheitsgefühle auslöste war zwar auch bekannt, aber leider griffen noch stark die Erziehungsvorschriften vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Wie z.B. Johanna Harrars: „Die Deutsche Mutter und ihr erstes Kind“. Das Psychisch-Seelische hatte nicht die Priorität, die es gebraucht hätte, um sich als Kind mit seinen Fragen, Nöten und Gedanken wirklich sättigend gehört zu fühlen.
Wer sich nicht gesehen und gehört gefühlt hat, der hatte oder hat immer noch das verinnerlichte Gefühl nicht geliebt zu sein und fragt sich, ob er überhaupt gewollt war.
Geliebt sein und Gewollt zu sein hat eine spirituell anmutende Dimension, die in der Arbeit mit dem Klangtisch und der Klangwiege heilsam anklingt. Wenn du zulassen kannst neue und korrigierende Erfahrungen mit Liebe und dem auf-Erden-sein-Wollen in der Klangbehandlung nachträglich zu erleben und zu empfinden, dann bewahrheitet sich vielleicht für dich der Spruch: „Es ist nie zu spät für eine schöne Kindheit“.
Damit du dir selbst und deinen Klient:innen immer wieder die „schöne Kindheit“ bei der Klangbehandlung „downloaden“ kannst, ist es nach einiger Zeit wichtig, die Stimmung zu korrigieren, also die verstimmten Klangsaiten nachzuspannen.
3. Hürde – Instrumente Stimmen in Ruhe und ohne Bewertung
Du merkst, dass es sich irgendwie nicht mehr schön anhört oder die Schwingungen sich unruhig und unharmonisch anfühlen, dass die Klient:innen bei der Behandlung Unbehagen ausdrücken. Saiten geben nach und klingen durch ihre Entspannung ungleichmäßig tiefer.
Damit die Töne nicht wie in der Geisterbahn klingen, ist das Nachstimmen wichtig. Wie oft das nötig ist liegt an den Raumtemperaturschwankungen, der Luftfeuchte, dem Benutzungsumfang. Im Allgemeinen halten die Klanginstrumente von ALLTON in ihrer robusten baulichen Verarbeitung die Stimmung über mehrere Wochen.
Die Klangbehandlung mit dem Stimmen zu beginnen ist ein schönes Ritual und die Zeit dafür kann wie eine Meditation genutzt werden. Du lauscht dann jedem einzelnen Ton nach und du lauschst dir selbst, bewegst dich und die Stimmwirbel langsam und achtsam. Den Fokus auf einen Ton gesetzt, lässt du all deine vielen Töne, Worte und Gesprächsinhalte, Gedanken und jeglichen konkurrierenden Kontext in den Hintergrund rücken.
Mit einem technisch unterstützenden Stimmgerät kannst du den perfekten Ton hinkriegen, auch wenn du kein absolutes Gehör hast. Welcher Ton das bei deinem Instrument sein kann, wird in der Gebrauchsanweisung beschrieben. Auch welche Frequenz du wählst, z.B. 432 Hz oder 440 Hz, und wie groß der Tonumfang der Saiten ist, um auf andere Töne zu stimmen wird dort vermerkt sein.
In einem Youtube Video von ALLTON wird das Stimmen mit verschiedenen Stimmgeräten anschaulich erklärt:
Zieleinlauf – Erfolg und Frieden mit Leichtigkeit
Das Stimmen der Saiten, mit oder ohne technische Hilfsmittel, geht immer einher mit deiner Stimmung, mit deinem augenblicklichen „Gestimmt sein“. Lass dich nicht entmutigen, auch wenn du mal nicht so gut zu hören scheinst, weil du vielleicht zu viel Stress oder Lärm in der Schule um dich hattest. Du wirst dir und deiner inneren Stimme nach und nach gewahr. Das stärkt dich innerlich für all das, was du ausdrücken und dem du Stimme geben willst. Du findest mit der Zeit immer besser „den richtigen Ton, der die Musik macht“ in der Kommunikation mit anderen. Du kannst dann besser be-stimmen, was gut für dich und die Arbeit mit der Klangwiege und dem Klangtisch ist und dich in deiner Institution dafür einzusetzen. Die lästigen äußeren Hinderungsgründe, wie Zeitmangel, geeigneter Raum, Mangel an störungsfreier und angenehmer Arbeitsatmosphäre, wirst du mit deinen erworbenen Kompetenzen als Klangbehandler:in zielführend umsetzen, sachlich und „herzlich“ ansprechen und die Sinnhaftigkeit ungeeigneter Rahmenbedingungen achtungsvoll hinterfragen und behutsam verändern.
Du lässt nicht locker und stimmst, wenn nötig, immer wieder die selbe Leier an, damit die Klangraum- und Arbeitsbedingungen optimal werden. Viel leichter als du denkst wirst du mit deiner Klangarbeit nicht nur dir selbst auf die Sprünge helfen, sondern alle um dich herum werden ein wenig ermutigt oder euphorisch entzündet sein ihre inneren Hürden zu überwinden und äußere Hürden anzugehen.
Das große Ziel ist durch deine bessere Stimmung insgesamt und umfassend eine bessere Stimmung sich ausbreiten zu lassen. Gut gestimmte monochorde Instrumente wie Klangtisch oder Klangwiege verstärken diese Stimmung raum- und umraumgreifend!
Und so läufst du zu-friedener bei der Arbeit, zu-friedener in deinem Leben nach diesem Hürdenlauf ins Ziel ein. Der große Frieden fängt mit deiner Zu-friedenheit an.
Autorin: Karola Dorothea Hartmann