Musik in der Gruppenbetreuung
Musik in der Gruppenbetreuung
Mit Musik lässt sich auch ohne Kenntnisse von Noten wunderbar arbeiten
Doch wie funktioniert der Einsatz von Musikinstrumenten in der Gruppenbetreuung überhaupt, ohne eigene Kenntnisse von Noten, Harmonie und Instrumenten?
Um diese Frage geht es im heutigen Blog.
Meiner Meinung ist das Musizieren für die Gruppenbetreuung einfach ideal. Alter, Sprachschwierigkeiten, diverse Behinderungen und Erkrankungen wie zum Beispiel Depression, Demenz oder Alzheimer stellen dabei auch keine Hürde dar.
Gruppenbetreuung und Therapie mit Musik in der Praxis
Wenn ihr euch nun fragt, wie das funktioniert, dann lest hier gerne weiter. Am Ende des Blogs werde ich auch einige Beispiele aus der Praxis beschreiben. Diese machen sehr deutlich, weshalb Musik so ein effizientes Mittel für die Gruppentherapie darstellt.
Legen wir also los!
Emotion und Aufmerksamkeit
Jeder mag irgendeine Art von Musik, und diese berührt den Menschen emotional. Ein Musikinstrument zu sehen oder es in Händen zu halten, erzeugt Aufmerksamkeit und weckt intuitiv den Impuls, etwas mit diesem Instrument zu machen.
Was hat Musik mit unserem Stammhirn zu tun?
Über die Ohren gelangt Musik ins Gehirn. In unserem Gehirn gibt es kein bestimmtes Zentrum zur Verarbeitung von Musik. Musik wird direkt ins Stammhirn (ältester Teil des Gehirns) geleitet und gelangt von dort in alle Gehirnbereiche. Deshalb kann ich über die Musik auch Menschen erreichen, bei denen es zum Beispiel über die Sprache nicht möglich ist, oder Menschen, die an Alzheimer und Demenz erkrankt sind.
Welche Instrumente eigenen sich besonders gut?
Indem ich Instrumente auswähle, die leicht zu spielen sind, und denen mühelos ein schöner, harmonischer Klang zu entlocken ist, kann ich gezielt zum Mitmachen und Ausprobieren motivieren.
Dies ist beim Gebrauch pentatonischer Instrumente und Stimmungen der Fall. Bei der HAPI Drum zum Beispiel sind acht verschieden Töne in einer 5-Ton-Stimmung (Pentatonik) gestimmt. Ganz gleich in welcher Kombination ich die Töne abspiele: Niemals entsteht musikalische Disharmonie. Das heißt, alles klingt harmonisch und führt so unmittelbar zu einem Erfolgserlebnis.
Mit den dazu gehörigen Schlegeln kann man auch eigene Melodien entwickeln. Spielerisch leicht wird das Interesse am Musizieren bei sich selbst und den anderen Gruppenmitgliedern geweckt. Und das alles ist ohne Notenkenntnis und musikalischer Vorerfahrung möglich.
Musizieren in der Praxis ganz konkret
Musizieren in der Gruppe stärkt das Miteinander. Es geht hier nicht darum, ein Lied oder eine Melodie zu erlernen und diese dann gut spielen zu können. Das Ziel ist: In der Gruppe ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln, es zu fördern oder zu verbessern.
Beim Musizieren gibt es keine Gegenspieler, wie zum Beispiel bei verschiedenen Sportarten (Boxen oder Fußball). Beim gemeinsamen Musizieren gibt es nur Mitspieler. Alle können mitmachen. Je aktiver sich der Einzelne in die Gruppe einbringt, desto größer ist der Spaß und das Erfolgserlebnis. Ein weiterer Vorteil dieser Art des Musizierens liegt in der Förderung der Kommunikation. Das wird noch mal an nachstehenden Praxisbeispielen deutlich gemacht.
„Tennis spielen“ mit Musikinstrumenten. Wie geht das denn?
Ich möchte euch nun die Übung „Summ-Tennis“ einmal kurz vorstellen. Hierbei wird mit Summtönen „Tennis gespielt“. Das erste Gruppenmitglied summt einen Ton. Ähnlich wie beim Tennis wird dieser Ton nun mit der typischen Tennisbewegung dem nächsten Gruppenmitglied zugespielt. Dieser wiederum fängt den Ton auf und spielt ihn gesummt dem nächsten zu. So geht es von Spieler zu Spieler hin und her. Spannend und spaßig zugleich ist zu beobachten, wo der Ton jeweils aufgefangen und dann weitergegeben wird. Durch dieses Musikspiel wird eine ganz eigene Gruppendynamik freigesetzt. Es ist auch erlaubt, dass mal jemand aussetzen möchte und den Ton damit „verschluckt“. Der nächste startet das Spiel dann wieder mit einem neuen Summton.
Ich habe oft beobachten können, dass manche, die anfangs vielleicht ein bisschen zögerlich, gelangweilt oder unwillig waren, nach einiger Zeit ohne Nachdruck doch zum Mitmachen animiert werden konnten.
Dasselbe Prinzip/Spiel kann auch mit anderen Musikinstrumenten gespielt werden. Dabei hält jeder entweder das gleiche Instrument in der Hand oder je ein unterschiedliches Instrument wie zum Beispiel Trommeln, Klangstäbe oder Kalimbas. Durch das hin und her Spielen auf verschiedenen Instrumenten nach dem „Tennis-Prinzip“, kann sich sogar schon eine Art Rhythmus entwickeln. Und da sind wir auch gleich beim nächsten Stichwort.
Rhythmus ist der erste Schritt zum Musizieren
Im Grunde ist ja jedes Instrument ein Rhythmusinstrument. Ob wir singen oder Instrumente spielen: Die Basis jeder Musik ist immer der Rhythmus. Stimmt der Rhythmus nicht geht das Stück „daneben“.
Oft fällt es jedoch gar nicht auf, wenn mal beim gemeinsamen Musizieren ein einzelner Ton „versemmelt“ wird. Und genau darin liegt die Chance. Es heißt jetzt für die Spieler: Einfach mal losspielen, ohne sich allzu große Gedanken zu machen. Einfach mal hin und her spielen, ausprobieren, locker werden. Und vielleicht ist auf diese Weise sogar schon etwas entstanden. Hört als Betreuer hin und fragt euch: Wie ist die Geschwindigkeit? Ist da ein Rhythmus entstanden? Gibt es vielleicht schon einen gleichmäßigen Rhythmus, den man aufnehmen und weiter ausbauen kann?
Der gesprochene Satz
Ich gebe noch den Tipp an euch weiter, kleine Sätze wiederholt laut zu sprechen und rhythmisch wiederzugeben. Beispiel: „Ich will zum Edersee.“, „Ich will zum Edersee.“ Der Rhythmus entwickelt sich noch besser, wenn man dabei in die Hände klatscht.
Gesprochene, einfache Sätze sind leicht zu merken und erleichtern es einem wieder in den Gruppenrhythmus zurück zu finden, wenn man aus diesem einmal rausgekommen ist. Dann gibt es da in der Gruppe so manchen der sagen würde: „So ein Quatsch, das ist doch Kinderkram.“ Als Betreuer der Gruppe könnt ihr diesen Satz dann aufnehmen und erwidern: „Super Idee, das setzen wir jetzt mal um.“ „Und wir klatschen alle im Rhythmus: So ein Quatsch, das ist doch Kinderkram. So ein Quatsch, das ist doch Kinderkram.“
Denn es ist völlig egal wie der Satz lautet oder ob er vielleicht sogar negativ besetzt ist. Jeder Satz lässt sich rhythmisch umsetzen. Auch Sätze anderer Sprachen.
Viel Spaß bei der Umsetzung
So, das waren jetzt mal ein paare kleine Beispiele aus der Praxis für die Praxis. Beim Ausprobieren wünsche ich euch viel Spaß.
Wie man den gesamten Körper in solche rhythmischen Übungen einbindet, das erfahrt ihr in meinen Workshops.